In etwas mehr als zwei Monaten ist es soweit: Ich schreibe Abschlussprüfungen und bin dann ein vollwertiger Mitarbeiter meiner Behörde. Ok, der zweite Teil ist Wunschdenken, aber Ersteres ist tatsächlich der Fall (und auch der Grund, warum meine Aktivität hier etwas nachlassen könnte, dafür schon mal sorry!). Und nachdem ich mich schon einmal damit beschäftigt habe, wie man eine juristische Klausur mehr oder weniger erfolgreich bewältigt, gehen wir das Thema heute etwas allgemeiner und umfassender an. Ok, für die diesjährigen Abiturienten dürfte dieser Beitrag zu spät kommen, aber das ist vielleicht auch besser so…
Das Lernen strukturieren
Um diese Eingrenzung vorzunehmen, ist es von Vorteil, den Unterricht irgendwann mal verfolgt zu haben, was, dies mag überraschend sein, Anwesenheit voraussetzt. Wenn man also den Worten der Lehrer/Dozenten etwas Aufmerksamkeit gewidmet hat, sollte man also wissen, auf welchen Themenbereichen der Fokus liegt. Denn wie wir durch unser Bildungssystem gelernt haben, ist es nur wichtig, das für die Prüfungen benötigte Wissen zu besitzen, alles darüber Hinausgehende wird gnadenlos ignoriert und vergessen.
Andererseits kann es tatsächlich etwas ausarten, wenn man unbedingt sein gesamtes Wissen in einer dreistündigen Klausur zu Papier zu bringen. Einer meiner Dozenten hat dafür den wunderbaren Begriff der „Wissensprostitution“ ins Spiel gebracht. Das sieht dann etwa so aus: „Nennen Sie die Ursachen des Mauerfalls“ „1914 begann der erste Weltkrieg […]“
Nachdem man die Themenbereiche eingrenzen konnte, sollte erstmal eine ausgedehnte Pause folgen. Man hat sein Wissen zwar noch nicht vertieft, aber es ist ja genug Zeit bis zur Klausur, was soll also schiefgehen?
In jedem Fall ist es wichtig, strukturiert und konzentriert vorzugehen. Und nein, die Konzentration sollte nicht auf den netten kleinen Vogel gerichtet werden, der gerade vor dem Fenster umherläuft, nach Nahrung sucht und überhaupt ein echt schöner Vogel ist. Das Gefieder glänzt und ist wirklich sauber. Und so bunt…. Ein toller Vogel!
Aber ich schweife ab, manchmal glaube ich wirklich, meine Berufung liegt in der Ornithologie. Ihr seht, es fällt mir selbst dann schwer, meinen Fokus auf den Vorgang des Lernens zu richten, wenn ich nur darüber schreibe. Wie soll das erst in einigen Wochen aussehen?
Eine echte Regel kann ich euch aber tatsächlich mitgeben: Ihr beherrscht den Stoff nur dann, wenn ihr ihn anderen erklären könnt. Sonst nicht. Das sollte man sich tatsächlich merken.
Im Optimalfall geht man früh genug ins Bett, um ausgeschlafen in die Klausur zu gehen. Es bietet sich also nicht an, auf einmal Espresso als nächtliches Getränk für sich zu entdecken oder unbedingt den kommenden Sonnenaufgang in seine Gänze beobachten zu wollen.
Zudem sollte man seine Schreibwerkzeuge auf ihre Funktion zu überprüfen und für gegebenenfalls nötigen Ersatz zu sorgen. Mit einem Stift, der beim letzten mal schon leichte Aussetzer hatte, in die Klausur zu gehen, ist mutig. Und nein, man kann nicht mit der Mine die Klausur ins Papier ritzen und dann schraffieren, das wird nicht anerkannt. Nicht, dass ich es versucht hätte…
Am nächsten Morgen muss dann noch der Weg zum Ort der Klausur gefunden werden. Und auch das kann zum Verhängnis werden. Wenn ihr normalerweise eine halbe Stunde für den Weg braucht und die Prüfung um 09.00 Uhr beginnt, ist es optimistisch, den Weg um 08.35 Uhr anzutreten. Sorgt also für ein großzügiges Zeitpolster, um eventuelle Verzögerungen durch verspätete Züge oder gesperrte Autobahnen ausgleichen zu können. Und nein, auch in diesem Fall ist es nicht erlaubt, sich ein Blaulicht zu besorgen, um an allen anderen im Stau Stehenden vorbeizufahren (auch dann nicht, wenn ihr die Abschlussprüfung des Vorbereitungsdienstes in der Polizei absolvieren sollt).
In der Klausur selbst solltet ihr auch für euer leibliches Wohl sorgen. Denn wenn ihr euer Gehirn wie einen nassen Schwamm auswringt, wird euer Körper nach neuer Energie rufen. Und wenn ihr euch nun denkt „Dann hätte ich Lust auf eine Tüte Chips!“, nehmt diese Idee, zerreißt sie, verbrennt sie und sperrt die Überreste in eure zerebralen Untiefen, wo ihr sie nie wieder findet. Denn solltet ihr diese Umsetzen, werdet ihr diesen Ort nie lebendig verlassen. Also sollte eure Nahrung etwas sein, was weder penetrante Gerüche verströmt, noch überaus laute Geräusche macht. Wobei da manche Menschen auch sehr empfindlich sind. Einmal nieste jemand in einer meiner Klausuren, ich sagte „Gesundheit!“ und wurde daraufhin von einer Mitschülerin mit einem Blick gestraft, der mich zu Stein hätte werden lassen, wenn sie Medusa wäre. Dem war aber glücklicherweise nicht so und ich glaube, die Schlangenhaare hätten mich auch sehr abgelenkt.
Wenn ihr die Klausur dann überstanden habt, könnt ihr entweder erstmal weinen gehen oder aber damit prahlen, wie toll es lief. Oder etwas dazwischen, wenn ihr noch ernstgenommen werden wollt. In jedem Fall solltet ihr aber den Moment ordentlich feiern, wenn ihr es überstanden habt und dies eure letzte Prüfung war.
Diese Ratschläge sollten euch jede Prüfung bestehen lassen. Sofern dies jedoch nicht der Fall ist, hab ich diesen Satz nie geschrieben und es lag nur an eurer mangelhaften Vorbereitung. Bis zum nächsten Mal! 😀
Bei der Planung KANN gar nichts schief gehen. Aber Abschlussprüfungen werden eh überbewertet. Und das maßlos. Selbst wenn man zwei Wochen vorher mit dem Lernen fürs Abi beginnt. *hust*
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Hab ich mir vor drei Jahren auch gedacht. War keine gute Idee. 😀 Aber bestanden ist bestanden.
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Ich liebe deinen Schreibstil 😀
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Ich danke dir für das Kompliment! 🙂
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